Mobilnetzwerkmitglieder*innen haben Lust auf die Umsetzung des Aktionsprogramm Verkehrswende: Das zeigt eine Umfrage unter den Teilnehmenden zu Beginn unseres diesjährigen Netzwerktreffens, das ganz im Zeichen des VEP 2035+ stand. „Einstimmig in der Regionsversammlung beschlossen, ist er eine wertvolle Legitimation für die Entwicklung nachhaltiger Mobilität in den Kommunen“, betont Melanie Saraval, Koordinatorin des Mobilnetzwerkes. Denn 70% weniger CO2-Emissionen entstehen nicht von selbst. Dafür braucht es doppelt so viel Radverkehr und ÖPNV sowie eine Einschränkung des PKW-Verkehrs auf die Hälfte. Und es braucht tatkräftige Akteur*innen vor Ort. Dass diese sich begegnen und austauschen – genau dafür sei das jährliche Netzwerktreffen so wichtig.
Mobilitätsentscheidungen treffen wir aus dem Bauch heraus
Nachhaltige Mobilität braucht vor allem eines – eine Verhaltensänderung der Menschen. Wie das geht, diskutieren wir mit der Verhaltensbiologin, Dr. Elisabeth Oberzaucher. Sie ist überzeugt: Mobillitätsentscheidungen trifft der Bauch. Dabei spielen die gefühlte Kontrolle und das Sicherheitsempfinden über die Reise hinweg eine große Rolle. Zum Beispiel wollen Menschen ihre Privatsphäre aufrechterhalten. „Deshalb ‚sitzt‘ die Tasche gern auf dem Sitz neben uns“, weiß die Expertin. Diese ureigenen menschlichen Bedürfnisse sollten wir bei der Gestaltung der Mobilität vor Ort im Hinterkopf haben. Jede Reise sei eine Herausforderung. Immer. „Deshalb ist es so wichtig, bei neuen Mobilitätsangeboten die Herausforderungen durch digitale Prozesse, durch verlässliche Informationen in Echtzeit und Reisekomfort zu minimieren“, erklärt Oberzaucher.
Wir verzichten vor allem …heute!
Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, wenn wir im Stau stehen und wenn wir zulassen, dass Flächen zugeparkt sind, genau dann verzichten wir. Ein Punkt, der Oberzaucher vor allem am Herzen liegt. „Wir verlieren bereits heute Zeit, Aufenthalts- und Lebensqualität.“ Heißt konkret: So, wie wir heute mobil sind, erleben wir Verzicht. Und eben nicht durch eine Veränderung dieser Mobilität. Diese sei in jedem Fall ein Gewinn. Genau das könne mit Selbstbewusstsein in die Argumentation gebracht werden. Die Autoindustrie lebe dieses Selbstbewusstsein vor. "Sie stehen viel im Stau“, frage man dort. „Okay, deshalb haben wir unsere Autos für Sie wie ein schönes Wohnzimmer gestaltet...", sei die Konsequenz. Eine Entwicklung, die aus der Zeit zu fallen scheint.
Viele Weichen sind gestellt
Bei der Gestaltung der Mobilitätsmaßnahmen sind die Kommunen nicht allein – etwas, das auch das Netzwerktreffen erlebbar macht. „Mit dem Mobilnetzwerk der Region Hannover steht ihnen ein engagierter Partner zur Seite, der sie mit Know-how, Beratung vor Ort und konkreten Angeboten unterstützt“, beschreibt Melanie Saraval, Koordinatorin des Mobilnetzwerkes, die Zusammenarbeit. Dass diese gut funktioniert, zeigt die Teilnahme der Kommunen an den sogenannten Fußverkehrs-Checks, die im Sommer 2023 gestartet sind. „Fünf Kommunen laufen bereits“, freut sich Saraval. Außerdem sorgen insgesamt sechs Parklets inzwischen für mehr Aufenthaltsqualität in der Region – und 2024 werden weitere folgen.
Konkrete Projekte – und noch mehr Pläne
In einem Themenparcours blicken die Teilnehmenden konkret in die Praxis. An Themeninseln zur „Aufwertung innerstädtischer Quartiere“, zur „Planung autofreier Siedlungsentwicklung“ und zur „Fußverkehrsförderung“ berichten Expert*innen zum Status Quo und geben Raum für wertvollen Austausch. Dabei wurde klar: Die Kommunen haben konkrete Projekte auf dem Schirm: Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur, Neustrukturierung des öffentlichen Raumes, der Ausbau neuer Mobilitätsangebote sowie eine Aufwertung innerstädtischer Quartiere.
Damit steht der Plan für 2024. Das Mobilnetzwerk unterstützt die Kommunen mit personellen und finanziellen Ressourcen, beim Dialog mit der Politik sowie bei Kommunikation und Beteiligung. „Wir haben einen Reiseplan (Download) entwickelt, der unsere effiziente Zusammenarbeit beschreibt“, so Melanie Saraval. „Hier finden Kommunen die wichtigsten Inhalte zum VEP, unsere konkreten Unterstützungsangebote sowie einen Fahrplan zu nachhaltiger Mobilität in fünf Schritten.“
Eine Dokumentation mit Impressionen finden sie hier