Redaktion: Willkommen beim Mobilnetzwerk! Wie habt Ihr beide denn zusammengefunden?
MB: Ganz einfach, ich habe gezielt danach gesucht. Mein Lebensmittelpunkt war Hamburg – und es sollte Hannover werden. In Hamburg habe ich bei der Behörde für Verkehr- und Mobilitätswende gearbeitet und wollte gern wieder in einem ähnlichen Umfeld wirken. So habe ich bewusst nach einer Aufgabe in der Verwaltung und in der Mobilitätswende gesucht.
Redaktion: Verwaltung klingt in den Ohren vieler Menschen nicht besonders spannend. Was fasziniert Sie an der Verwaltungsarbeit?
MB (lacht): Oh, ich sehe hier einen hohen Wirkungsgrad. Ich kann einen ganzen Stadtraum verändern. In die konkrete Planung und Verantwortung zu gehen, verleiht mir die Möglichkeit, Handlungsspielräume zu schaffen und zu nutzen. Ich möchte die Politik überzeugen, diesen Weg der nachhaltigen Mobilität gemeinsam zu gehen, und ich möchte die Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Dabei ist das Mobilnetzwerk ein enormer Verstärker.
Redaktion: Inwiefern?
MB: Ich habe sowas wie das Mobilnetzwerk noch nicht erlebt – einfach, weil es so breit aufgestellt ist. Es geht nicht nur um Mobilität im engeren Sinne, sondern um Aufenthalts- und Lebensqualität – darum, Stadtraum zu gestalten. Das finde ich richtig gut. Mit dem Mobilnetzwerk im Rücken loszugehen, motiviert mich. Ich spüre, dass da viele Menschen im Boot sind. Ich habe einen klaren Auftrag, der mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen in der Verwaltung entwickelt wurde. Die Themen, die auf der Agenda sind, brauchen unbedingt den abteilungsübergreifenden Dialog. Genau hier kann das Mobilnetzwerk ideal wirken, es kann die verschiedenen Perspektiven vernetzen. Ein gutes Setting, um Menschen zu überzeugen.
Redaktion: Nun haben Sie „überzeugen“ schon ein zweites Mal erwähnt. Scheint etwas zu sein, das Sie antreibt …
MB (schmunzelt): Ja, irgendwie schon. In die Überzeugungsarbeit zu gehen, hat für mich nichts Schlechtes, sondern viel mehr etwas, das Chancen zeigt. Oft braucht es einen Anstoß von außen, um sich überhaupt erstmal zu öffnen. Um zu erkennen, dass es etwas Neues braucht. Wenn sich dann eine Offenheit zeigt – und die sehe ich in meiner Arbeit schon ganz viel – dann gelingt es, Möglichkeiten aufzudecken. Was wäre denn die Alternative zum Status quo? Was wäre, wenn das Auto nicht im Zentrum der Wahrnehmung und Nutzung steht? Dabei kann Widerstand entstehen, und dieser Widerstand kann auch dabei helfen, Konzepte zu hinterfragen. Und so ist es sinnvoll, sich damit auseinanderzusetzen. Ich muss mich dem nicht beugen, aber es ist gut, ins Gespräch zu gehen. Auch wieder etwas, wo das Mobilnetzwerk eine große Wirkung entfaltet.
Redaktion: Gibt es denn eine konkrete Melina-Bruns-Verantwortung im Mobilnetzwerk?
MB: Ich werde vor allem die Fußverkehrschecks in den Kommunen begleiten. Ich habe in Hamburg bereits in der Fuß- und Radverkehrsplanung gearbeitet. Das ist mir also vertraut. In 2024 werden bis zu sechs Kommunen Fußverkehrschecks durchführen, die werde ich begleiten und unterstützen. Daneben bin ich auch in unsere aktuellen Leuchttürme Wunstorf und Uetze eingestiegen. Hier laufen spannende Beteiligungsprojekte und ein Verkehrsversuch. Wir werden die Kommunen beraten und vor Ort unterstützen.
Redaktion: Wie sieht ein richtig guter Arbeitstag für Sie aus? Worauf freuen Sie sich in Ihrer Arbeit am meisten?
MB: Am meisten freue ich mich auf Termine vor Ort. Da kann ich sehen, wie die Situation tatsächlich ist. Ich selbst wohne ja in der Stadt, und im ländlichen Raum kann es ganz anders aussehen. Ich freue mich besonders auf die beiden Leuchttürme, weil ich dann vor Ort sehe, was tatsächlich passiert. Was Menschen vor ihrer Haustür gestalten. Ich freue mich aufs Ausprobieren und Experimentieren. Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sie zu überzeugen, die Veränderung erstmal zu testen und dann auch anzunehmen. Und ich freue mich darauf, noch weitere solcher Projekte mit den Kommunen zu realisieren.
Redaktion: Guter Punkt… Was möchten Sie mir in einem Jahr erzählen?
MB: Ich werde Ihnen von Projekten erzählen, in denen Menschen zusammengekommen sind und vor ihrer Haustür etwas Neues erlebt haben. Ich berichte Ihnen von erfolgreichen Veränderungen in unseren Leuchttürmen Wunstorf und Uetze. Und davon, dass wir weitere Kommunen begleiten dürfen. Wir werden Räume für Menschen schaffen und die Aufenthalts- und Lebensqualität in den Kommunen verbessern. Immer gemeinsam mit der Politik vor Ort. Ich sehe Menschen auf Parklets zusammen Kaffee trinken. Ich sehe umgestaltete Ortskerne und Quartiere. Wenn ich mich dabei einbringen kann, dann war es ein richtig gutes Jahr.
Vielen Dank für das spannende Gespräch, Melina Bruns.