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Hannovers Innenstadt autofrei?

Eine Diskussionsrrunde

Auf Einladung der FDP-Ratsfraktion wurde das Thema "autofreie Innenstadt" öffentlich andiskutiert

Am 20.02.2020 hatte die FDP-Ratsfraktion zum offenen Diskussionsrunde ins Rathaus geladen, um mit Bürgern und Bürgerinnen über das Thema zu diskutieren, was der neue Oberbürgermeister Belit Onay zur "Chefsache" erklärte: bis 2030 soll die Innenstadt von Hannover autofrei werden. Über die Hannoversche Allgemeinse Zeitung wurde geladen, auch Vertreter und Vertreterinnen von Haus und Grund und der FDP-Berzirksräte waren der Einladung gefolgt. Als Zuhörende waren Elke van Zadel, Geschäftsführerin Regiobus und Volkhardt Klöppner, Vorstandschef der Üstra zeitweise anwesend. Moderiert wurde der Abend von Christian Budde.

Die vier geladenen Diskutanten

  • Martin Prenzler, Citygemeinschaft
  • Eberhard Röhring-van der Meer, ADFC
  • Christian Bebek, IHK
  • Ralf Strobach, BIU

gaben in ihren Eingangsstatements Einsichten auf die verschiedenen Perspektiven preis.

Wie sehen es Gewerbetreibende?

Martin Prenzler erklärte, der Einzelhandel lehne die autofreie Innenstadt nicht ab. Aus Kundensicht gäbe es eine hohe Affinität zum ÖPNV. Wie die Kunden den Weg in die Geschäfte fänden, wäre sekundär für die Gewerbetreibenden. Der Versuch mit dem kostenlosen ÖPNV in der Weihnachtssaison habe dies bestätigt.
Seit 20 Jahren kursierte das selbe Thema: Zu wenig Investitionen für die Erreichbarkeit der Innenstadt. Hannover sei gegen Best-Practice Beispiele wie Amsterdam rückständig, da dort schon seit langer Zeit ein Vielfaches in den Ausbau des ÖPNV investiert würde. Prenzler wünscht sich dazu Signale aus der Politik.
Hannover als Einkaufscity. Prenzel platzierte die Frage, wie es um das "Spannungsfeld Stadt-Region" und die "Gastfreundlichkeit und Willkommenskultur" stünde, weil auch Menschen von weiter weg von einer autofreien Innenstadt betroffen wären.
Definitionssache. Für Prenzler ist der Ausdruck "autofrei" nicht realitätsgetreu. Es wäre besser, von einer "autoarmen" Innenstadt zu sprechen, da Liefer- Anwohner- und Krankenverkehre dennoch stattfinden würden. Ebenso wäre eine gemeinsame Strategieentwicklung den „Kämpfen um den ÖPNV“ vorzuziehen.

Wie sehen es die Fahrradlobbyisten?

Eberhard Röhring-van der Meer lobte die "Autofreiheit als Idee für zukunftsfähige Stadt" aus, für die es eine gemeinsame Mobilitätskultur zu entwickeln gilt. Ansatzpunkte dafür könnten temporäre Experimente, Bürgerbeteiligungen und kreative Straßenraumgestaltung liefern. Konkret solle das Fahrradparken und die Verknüpfungspunkte verbessert werden. Allerdings betonte Röhring-van der Meer ebenso, es bräuchte einen Masterplan für ein Gesamtkonzept.

Wie sieht es die Industrie- und Handelskammer?

Christian Bebek stellte die Urfrage: Will ich dynamischen Wirtschaftsstandort oder eine ruhige, lebenswerte Stadt? Für diese beiden Ziele braucht es verschiedene Anforderung an die Struktur und Infrastruktur einer Stadt. Es brauche Konzepte für die Logistik und für einen ÖPNV, der über den GVH hinwegreicht, damit die Standortattraktivität für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus dem Umland nicht geschmälert würde.
Konkret sieht Bebek den parkenden Verkehr als Möglichkeit der Raumgestaltung. Doch ohne konkreten Auftrag ließe es sich nicht arbeiten, der Slogan "Innenstadt autofrei" reiche dafür nicht aus.

Wie sieht es die Bürgerinitiative Umweltschutz?

Ralf Strobach forderte, die Überlegungen auf eine "autoarme Gesamtstadt" zu erweitern. Ziel dessen wäre, den gesamten MIV (motorisierter Individualverkehr) zu reduzieren, um den begrenzten, teuren Platz in der Stadt besser zu nutzen. Für den ruhenden Verkehr sei es wichtig, Parkhäuser attraktiver zu gestalten, was auch heißen könnte, Hemmschwellen der Parkhausnutzung ernster zu nehmen.
Für eine autoarme Gesamtstadt sei die Bereitstellung alternativer Moblitätsangebote vorauszusetzen. Mit dem derzeit schlechten Radverkehrsnetz sei dies nicht gegeben. Strobach schlug vor, pragmatisch vorzugehen und sich von holländischen Verkehrsplanern und Verkehrsplanerinnen beraten zu lassen.

Ausgehend von diesen Statements durfte das Publikum Fragen an die Herren stellen. Auch weitere FDP-Politiker meldeten sich, um zu antworten, so z.B. Patrick Döring zu der Frage eines Bahningenieurs, ob Lieferverkehre nicht auch verstärkt auf die Schiene verlagert werden könnten. Inhaltlich wurde diese Fragen als nicht themenzentriert eingestuft, was bei einer offenen Diskussionsrunde ohne konrete Leitfrage schwierig ist.

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