Ann-Kathrin Kuppe ist Stadtplanerin bei der Stadt Laatzen und hat den Prozess der Veloroute auf der Hildesheimer Straße zwischen dem Knotenpunkt Hildesheimer Straße / Erich-Panitz-Straße und der Stadtgrenze Hannover von Anfang an betreut.
Frau Kuppe, warum hat die Stadt Laatzen sich für die Einrichtung einer interkommunalen Veloroute entschieden?
Die ersten Ideen zur Verbesserung der Radwegeverbindung zwischen Laatzen und Hannover liegen bereits einige Jahre zurück. Zunächst wurde an einem Konzept für die Realisierung eines Radschnellweges, wie z.B. in Göttingen, gearbeitet. Dieses wurde jedoch aus Naturschutzgründen in der Leinemasch oder alternativ bei einer Führung im Stadtbereich aufgrund zu vieler Kreuzungspunkte wieder verworfen. Während die Landeshauptstadt im Jahr 2020 den Aufbau seines Veloroutennetzes beschloss, war in Laatzen im Zuge der Corona Pandemie ein Pop-Up-Radweg auf der Hildesheimer Straße angedacht. Daraufhin schlossen sich die Region Hannover, die Landeshauptstadt Hannover sowie die Stadt Laatzen zusammen und starteten die ersten Überlegungen sowie im Anschluss die Planungen für eine gemeinsame Veloroute.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Veloroute?
- Förderung des Radverkehrs
- Beitrag zur Mobilitätswende
- Steigerung der Aufenthaltsqualität im Straßenraum
- Langfristige Verstetigung des Stadtexperiments
Sie haben sich für ein Stadtexperiment mit einer Laufzeit von einem Jahr entschieden – Warum ist Ihnen eine langfristige Testphase wichtig?
Da wir mit dem Experiment eine langfristige Nutzung der Veloroute erproben möchten, sollte die Testphase ebenfalls längerfristig angelegt sein. Nur so kann es gelingen viele aussagekräftige Erfahrungen zu sammeln und daraus Maßnahmen zu entwickeln, um die Situation zu optimieren.
Im Gegensatz zu anderen (Verkehrs)projekten sind in diesem unterschiedliche Straßenbaulastträger involviert, welches einen höheren Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf und somit auch längere Prozesse mit sich zieht.
Weiterhin wurde durch die Einrichtung der Veloroute in die Verkehrsabläufe eingegriffen. Neben der Planung und Umsetzung eines solchen Projekts ist auch die Umgewöhnung der Verkehrsteilnehmenden ein Baustein, welcher nicht von heute auf morgen realisiert werden kann. Es braucht Zeit bis sich alle Beteiligten an die neue Situation gewöhnt und sich darin zurechtgefunden haben.
Daher sehen wir einen Zeitraum von einem Jahr als Minimum, länger wäre wünschenswert. Durch die verzögerte Fertigstellung des Abschnitts in der LHH wird eine Verlängerung des ursprünglich geplanten Zeitraums von einem Jahr um einige Monate bis in den Herbst hinein angestrebt.
Eine erste Evaluation wurde bereits durchgeführt – Welche Erkenntnisse konnten Sie sammeln und gab es Überraschungen?
Überraschend war die große Beteiligung an der Befragung. Die Mehrheit der Teilnehmenden waren mit knapp 2/3 Autofahrende (Hauptverkehrsmittel), die der Veloroute insgesamt negativ/skeptisch gegenüberstehen und ihre Sinnhaftigkeit in Frage stellen.
Insgesamt bewerten die Radfahrenden (Hauptverkehrsmittel), welche ¼ der Teilnehmenden ausmachen, die Veloroute positiv. Die Nutzungshäufigkeit des Fahrrads hat Einfluss auf die Beurteilung der Veloroute. Alltagsradfahrer empfinden eine wesentliche Verbesserung zur vorherigen Situation, wohingegen Gelegenheitsfahrer die alte Radwegeführung als ausreichend beschreiben.
Die unterschiedlichen Rückmeldungen resultieren aus der individuellen Sichtweise jedes Verkehrsteilnehmenden. Neben der eigenen Sichtweise beurteilen die Verkehrsteilnehmenden die Situation jedoch auch aus der Sichtweise eines anderen Verkehrsteilnehmers. Diese Bewertung von außen fällt in den meisten Fällen schlechter aus, als die des betreffenden Verkehrsteilnehmenden selbst. Bspw. empfinden Autofahrende die Situation der Radfahrenden als gefährlich, obwohl sie selbst noch nicht mit dem Fahrrad auf der Veloroute gefahren sind.
Es stellt sich heraus, dass es Aufklärungsbedarf über die Kennzeichnung sowie den Verlauf der Veloroute und die dort geltenden Verkehrsregeln gibt. Oft wird weiterhin der alte Radweg genutzt, wenn eine generelle Ablehnung oder ein Gefühl der Unsicherheit gegen die Veloroute besteht.
Für den weiteren Verlauf des Projektes ist es wichtig den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden die bestehenden Ängste zu nehmen und damit die Akzeptanz und somit auch die Nutzung der Veloroute zu erhöhen. Daher werden einzelne Maßnahmen aus den Rückmeldungen der Befragung abgeleitet und diese im Laufe des Projektzeitraums optimiert.
Ann-Kathrin Kuppe, vielen Dank für die Einblicke!